Der berühmte Kölner Dom ist nicht die einzige Kirche, die in der Stadt auf eine bewegende Geschichte zurückblickt und Aufmerksamkeit verdient. Auch zahlreiche andere Kirchen haben in Köln eine bewegte Vergangenheit, wie beispielsweise Groß St. Martin, die romanische Kirche, die schon vor der Erbauung des Doms einen markanten Punkt am Rheinufer darstellte. Ihre Geschichte reicht zurück bis in die Anfänge der Zeit nach Christus. Seitdem hat sie viele Katastrophen überstanden, lag immer wieder in Trümmern und thront doch wie eh und je an der linken Rheinhälfte.
Vom Römer-Bad zum Glaubenshaus
Die Geschichte von Groß St. Martin ist wirklich beeindruckend und so umfangreich, dass hier gar nicht alle Stationen aufgeführt werden können. Nicht zu verheimlichen ist jedoch, dass es sich bei dem Bau nicht immer um ein Gotteshaus handelte. Zur Römerzeit, als das Gebäude errichtet wurde, lag es noch auf beiden Seiten vom Rhein umgeben und diente als Sport- und Schwimmanlage. Diesen Zweck erfüllte das Gebäude jedoch nicht lange, sondern wurde, auch von den Römern, zu einer großen Lagerhalle. Diese und weitere Lagerhallen wurden im Krieg zerstörten und im 5 Jahrhundert bauten schließlich die Franken an dieser Stelle eine Kirche auf, die dem heiligen St. Martin geweiht wurde.
In den folgenden Jahrhunderten wurde immer weiter an dem Gotteshaus gearbeitet, teils waren auch Wiederaufbauten notwendig, wenn beispielsweise durch ein Feuer Teile des Gebäudes beschädigt wurden. So kamen zum ursprünglichen Bau der quadratische Vierungsturm, das Langhaus und der gotische Knickhelm dazu. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das romanische Gotteshaus schließlich noch einmal saniert und auch im Inneren von einem Maler neu ausgeschmückt.
Krieg und Zerstörung
Der zweite Weltkrieg veränderte in Deutschland alles. Die Ausmaße des Krieges und der Zerstörung betrafen jedoch nicht nur die Menschen, sondern auch die historischen Bauwerke in vielen Städten des Landes. Auch Köln war mehrmals verheerenden Luftangriffen ausgesetzt, die vor allem die Altstadt Stück für Stück zerstörten. Die Groß St. Martin-Kirche blieb von den Angriffen nicht verschont. 1942, bei der britischen Operation Millennium, gerieten Turm- und Langhausdach in Brand. Bei verschiedenen Angriffen im Jahr 1943 passierte vergleichsweise wenig, es wurde sogar daran gearbeitet, die vorherigen Schäden zu beheben.
Ein erneuter Luftangriff im Januar 1945 beschädigte die Zwerggalerien und auch den Vierungsturm schwer und im März desselben Jahres wurde bei einem weiteren Angriff fast das gesamte Gebäude zerstört und lag in Trümmern. Nach Kriegsende ergab jedoch eine Analyse der Schäden, dass es nicht ganz so schlimm war, wie erwartet. So wurde dann ziemlich kontrovers diskutiert, ob die Ruine künftig als Mahnmal gelten oder vielleicht doch ein weitere Mal wieder aufgebaut werden sollte.
Wie heute unschwer zu erkennen ist, entschloss man sich zum Wiederaufbau und begann 1948 damit. Rund 40 Jahre dauerte es, bis Groß St. Martin wieder vollständig erneuert war und 1985 zum ersten Mal wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Heute gehört das Gotteshaus zum Orden Gemeinschaften von Jerusalem, der die Basilika an fünf Tagen in der Woche für Besucher zugänglich macht. Es gehört mit zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Was macht die Groß St. Martin-Kirche so besonders?
Neben der Geschichte hat das religiöse Bauwerk natürlich noch einige andere Besonderheiten, die Aufmerksamkeit erregen. Am markantesten ist wohl der Vierungsturm, dessen Anblick am Besten vom Fischmarkt oder Rhein genossen wird. Mit den vier Ecktürmchen dominiert er das linksrheinische Stadtpanorama und zählt mit zu den wichtigsten Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten der Stadt. Aber nicht nur außen ist das Bauwerk beeindruckend.
Das Innere des Gebäudes ist eher schlicht als prunkvoll und hält dennoch viele Schätze parat. So gibt es einen staufischen Taufstein im nördlichen Seitenschiff, der laut Legende ein Geschenk von Papst Leo III war. Gleich dahinter finden sich die Kreuzigungs- und Grablegungsgruppe. Für Besucher aber immer wieder besonders beeindruckend sind die Überreste des Fundaments der römischen Lagerhalle, die bei Ausgrabungen freigelegt wurden und nun auch im Untergrund ersichtlich sind.