Rat nimmt Schenkungen für das Museum Ludwig und das Museum Schnütgen an.

Der Kunstschatz der Stadt Köln wird immer größer: In seiner Sitzung am gestrigen Donnerstag, 28. September 2017, hat der Rat der Stadt Köln zwei Schenkungen angenommen.

Christian Philipp Müller schenkt dem Museum Ludwig eine seiner Arbeiten. Der 1957 in der Schweiz geborene Müller hatte bereits 1990 die institutionskritische Arbeit „Köln-Düsseldorf“ zur Kulturszene im Rheinland entwickelt, für die er die Etats der Kulturhaus-halte der Städte Köln und Düsseldorf recherchierte und in eine Rauminstallation übersetzte. Eingeladen zu der Gruppenausstellung „Wir nennen es Ludwig“, die Höhepunkt des Jubiläumsjahres 2016 war, ging er der Frage nach den großen Stiftern und Samm-lern der Stadt Köln nach und welche Präsenz sie in der Stadtgeschichte besitzen. Dabei fiel ihm auf, dass die Denkmäler der beiden Stifter Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz vor dem ehemaligen Wallraf-Richartz-Museum verblieben sind. Die Form der markanten Sockel übernahm er für die beiden Plexiglasskulpturen, mit der Frage, welches die künftigen Stifter sein werden, die auf einen Sockel gehoben werden sollten. Es entstand die Arbeit „Your Name Here“ (Ihr Name hier).

Dazu der Künstler: „Ein Denkmal für den wichtigen Kunstsammler und Stifter Josef Haubrich sucht man bis heute vergeblich in Köln. Die sitzenden Bronzefiguren von Wilhelm Albermann der großen historischen Vorbilder des 19. Jahrhunderts, Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz, stehen etwas verloren auf modernen Sockeln vor dem Museum für Angewandte Kunst. Die beiden bedeutenden Stifter haben den Umzug ihrer Sammlungen und Häuser verpasst. Das Museum Ludwig ist hingegen ein fester Begriff geworden und wurde weit über die Grenzen von Köln hinaus international bekannt. An wen werden wir uns erinnern in weiteren vierzig Jahren? Wer sammelt heute mit Leidenschaft zeitgenössische Kunst in Köln und wäre bereit, die besten Stücke für immer von ganzem Herzen zu verschenken und in das Museum Ludwig integrieren zu lassen? Unter den bedeutenden Häusern privater Kölner Kunst-Sammlungen wird die Nachfolge der berühmten Schenkungen von Wallraf, Richartz, Haubrich und Ludwig noch völlig offen diskutiert. Alle sind sich indessen einig, Leihgaben sind keine Alternative. Während meiner Hausbesuche hörte ich in leichten Varianten immer wieder denselben Wunsch nach Schenken ‚ohne Wenn und Aber‘. Wer hilft mit, die großen Fußstapfen zu füllen?“

Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, freut sich: „Mit dieser Schenkung im Wert von 40.000 Euro kann das Museum Ludwig nun eine weitere Arbeit von Christian Philipp Müller in die Sammlung integrieren, die sehr gut zu der bereits zur Sammlung gehörenden Arbeit ‚Köln-Düsseldorf‘ passt. Müller ist wie Andrea Fraser ein wichtiger Vertreter der Institutionskritik, einer künstlerischen Vorgehensweise, die in den 1990er Jahren in Köln nicht zuletzt über die Ausstellungen in der Galerie Nagel und die in Köln gegründete Zeitschrift ‚Texte zur Kunst‘ sehr präsent war.“

Das Museum Schnütgen ergänzt seine Sammlung um einen männlichen Kopf, der um 1150 in der Werkstatt des Königsportals der Kathedrale von Chartres gefertigt wurde. Der kleine, zehn Zentimeter hohe männliche Kopf aus Kalkstein (Inv. K 604) ist trotz seines leicht verwitterten Zustands von außerordentlicher künstlerischer Qualität und einigen Köpfen von kleineren Figuren am Königsportal der Kathedrale von Chartres – dem Schlüsselwerk der frühgotischen Bauskulptur – derart ähnlich, dass die Zuschreibung an die Bildhauerwerkstatt dieses Portals plausibel erscheint. Er wird charakterisiert durch plastisch modellierte Details, wie die großen runden hervortretenden Augen, die markanten Backen oder die wulstförmigen Augenbrauen. Solche sehr lebendigen Elemente sind kombiniert mit einer streng symmetrischen Stilisierung der Formen. Dazu zählt die Art, wie die hochgezogenen Augenbrauen aus der Fortführung des Nasenrückens entwickelt werden oder auch die Gliederung des Gesichtes durch die sanft geschwungene Horizontale des Schnurrbartes. Vermutlich stammt der Kopf von einer kleineren Randfigur aus dem Gewände eines Kirchenportals.

Dr. Moritz Woelk, Direktor des Museum Schnütgen, erinnert daran, dass die Neuerwer-bung maßgeblich unterstützt wurde durch eine großzügige Spende von Hermann R. Müller an den Freundeskreis Museum Schnütgen. Woelk betont: „Das 2014 erworbene, bislang erste Beispiel der Sammlung für die Steinskulptur der Frühgotik in Frankreich bildet ein spannungsreiches Gegenüber zu zeitgleichen, in romanischer Tradition verhafteten Kölner Steinskulpturen im Bestand und schlägt einen Bogen zur ‚Siegburger Madonna‘“.